Um 6.00 Uhr bin ich bereits zum ersten Mal wach. Ein banger Blick aus meinem Hotelfenster verheißt nichts Gutes – es hat die ganze Nacht über durchgeregnet. Auch meine Wetter-App auf dem Smartphone lässt mich mit Sorge an die heutige Etappe denken…
Dazu kommen Unwetterwarnungen für meine Strecke nach Paderborn. Beim Frühstück zeigt sich dann das Wetter von seiner “allerbesten” Seite…
Ein Starkregen, der jede Dusche ersetzen würde, prasselt vor den Fenstern des Frühstückraums im Hotel hernieder. Die Gäste am Tisch neben mir schauen mit genauso bangem Blick aus dem Fenster – sie sind mit dem Fahrrad unterwegs und wollen heute ebenfalls auf ihrer Tour weiterkommen. Doch im Moment macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Da bleibt nur die Option, das Frühstück zu genießen und sich zu stärken.
Nach dem Frühstück räume ich mein Zimmer, checke aus und mache mich dann auf den Weg. Trotz des Regens will ich schauen, wie weit ich komme.
Die Strecke, die ich gewählt habe, führt mich – entlang der Bundesstraße 64 an einem Freizeitgelände vorbei – durch die Ortschaften Godelheim, Ottbergen direkt in die einsame Pampa. So sehr ich es mir wünsche – der Regen will einfach nicht nachlassen. Obwohl ich meine Regenjacke vor der Tour noch neu imprägniert hatte, lässt sie irgendwann das Wasser durch.
Ich beginne zu frieren – trotz einer Temperatur von rund 20 °C…
Auf Höhe der Ortschaft Hembsen entschließe ich mich, den Ort Brakel nicht einfach links liegen zu lassen, sondern anzusteuern. Ich bin mittlerweile vom Regen richtig durchgeweicht und entscheide mich, ab Brakel die Nordwestbahn nach Paderborn zu nehmen. Von Höxter bis zum Bahnhof Brakel habe ich rund 20 km Strecke in einer Zeit von viereinhalb Stunden zurückgelegt.
Nach einer Fahrzeit von rund 30 Minuten komme ich kurz nach 14.00 Uhr schließlich in Paderborn an. Zu allem Überfluss regnet es noch nicht einmal!
Zwar ist der Himmel grau in grau verhangen, aber von oben ist es trocken. Ein Hotel zum Übernachten ist schnell gefunden – ein Anruf reicht aus, und ich habe fünfzehn Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt am Innenstadtring ein Zimmer. Auf dem Weg zum Hotel erlebe ich eine fast ausgestorbene Innenstadt. Nur einige Pfandflaschensammler sind unterwegs und durchsuchen die Abfalltonnen.
Zu meiner Freude erlebe ich jedoch Paderborn als eine grüne Stadt – überall finde ich Baumalleen, sei es in der Fußgängerzone oder entlang des Innenstadtrings. Das Hotel habe ich recht schnell erreicht. Ich checke ein und bringe den Portier zum Staunen, als ich erkläre, dass ich keinen Parkplatz für mein Auto brauche, weil ich zu Fuß unterwegs bin.
Wir kommen ins Gespräch; ich erkläre ihm das Anliegen meines Laufs und gebe ihm einen Flyer. Interessiert blättert er den Flyer durch und bietet mir an, an der Rezeption einige Flyer auszulegen. Schließlich komme ich auf mein Zimmer. Meine erste Aktion ist, erst einmal aus den nassen Klamotten zu kommen, damit sie bis morgen wieder trocknen können. Wie gut, dass ich – bis auf die Shirts – Funktionswäsche trage: Im Waschbecken mit ein wenig Duschgel durchgewaschen und in er Dusche aufgehängt, dürfte ich morgen wieder frische Kleidung haben.
Die freie Zeit, die sich mir nun bietet, nutze ich, mir die Wettervorhersagen für die kommenden Tage anzuschauen und meine weitere Route zu planen. Bis Wuppertal sind es noch rund 140 km, das kühle Wetter soll noch bis Mitte der Woche anhalten. Um auch meinem Körper jetzt ein wenig Erholung zu gönnen, plane ich für die nächsten Tage nur noch Etappen mit maximal 30 km. Vor allem, wenn es ab Mitte der Woche wieder brüllend heiß werden soll, dürften die 30 km mehr als genug sein.
Gegen 16.00 Uhr klingelt meine Smartphone. Zu meiner Freude ist mein Freund Ekkehard am Telefon, der – auf dem Rückweg von einem Besuch in Bremen – eine Station bei mir in Paderborn machen will. Gemeinsam ziehen wir durch die Altstadt, schauen uns im Dombezirk um und schießen das obligatorische Selfie, bevor er wieder weiter zieht…
Nachdem Ekkehard seine Fahrt fortgesetzt hat, organisiere ich mir noch ein kleines Abendessen, verdrücke mich aber schnell auf mein Hotelzimmer, um meine Kräfte für die morgige Route nach Erwitte zu sammeln.
Natürlich gibt’s auch heute für die Interessierten das Höhenprofil meiner Route von Höxter nach Paderborn: