Heute also geht es endlich los…
Nachdem ich bereits seit März an den Planungen zu dieser Tour sitze und sie wegen der Corona-Pandemie bereits im Juni verschieben musste, bin ich natürlich ziemlich nervös. Ausgerechnet für heute verkündet der Wetterbericht dann auch noch besonders heiße Temperaturen mit an die 30 °C…
Bereits am Vorabend hatte ich mir die Sachen zusammengelegt, die in den Rucksack gehören, damit es heute morgen entsprechend schneller geht. Bereits um 6.00 Uhr bin ich das erste Mal wach, bleibe aber im Bett liegen und döse noch ein wenig. Schließlich treibt mich meine Nervosität aber doch aus dem Bett – ich dusche, packe meine Sachen in den Rucksack und frühstücke.
Pünktlich um 9.00 Uhr geht es dann los. Ein letztes Foto vor der Haustür, eine letzte Umarmung der Eltern und auf geht’s …
Ich komme bis zum Bahnübergang in Marienburg, als neben mir ein Auto anhält und der Fahrer mich fragt, wohin ich will. Da er in die gleiche Richtung will, bietet er mir an, mich mitzunehmen – ein Angebot, dass ich aufgrund der zu erwartenden heißen Temperaturen nicht ausschlage. Während der Fahrt unterhalten wir uns über meinen Lauf. Mein Chaffeur ist von den Überlegungen, die hinter meinem Projekt stehen, begeistert. Er findet es schade, dass nicht mehr Menschen für ihre Träume auf die Straße und etwas dafür unternehmen. Aber es sei wohl ein Zeichen der Zeit, dass Menschen auf der einen Seite alles haben wollen, auf der anderen Seite aber nur selten etwas dafür tun, außer die Hand aufzuhalten, resümiert er. Schließlich bringt er mich noch bis Grünenplan, womit ein großer Teil meiner ersten Tagesroute bereits geschafft ist. Ich gebe ihm noch einen Flyer, bevor ich aussteige, wir verabschieden uns und jeder zieht seiner Wege.
Zwar habe ich jetzt bereits einen großen Teil meiner Strecke bereits geschafft, aber von Grünenplan bis zum Kloster Amelugsborn ist es immer noch ein gutes Stück des Weges. Mit festem Schritt steuere ich durch den Ort.
Und stoße auf vertraute Fotomotive – Grüneplan ist ein Glasbläserort! Das Denkmal des Glasbläsers an der Sparkasse erinnert an die lange Glasbläsertradition des Ortes, wenige Meter weiter komme ich dann am Werksgelände der Firma Schott Glasveredelung vorbei, bevor es dann wieder auf die freie Strecke nach Eschershausen geht.
Unterwegs begegnen mir dann die schönsten Fotomotive…
In Eschershausen lege ich dann eine kleine Pause in einem Eiscafé ein und bestelle mit einen Eisbecher und eine große Flasche Mineralswasser. Auf einmal stehen Menschen um mich herum und sprechen mich auf mein Shirt an. Ich erläutere ihnen, was es mit dem Shirt und dem damit zusammmenhängenden Projekt auf sich sich hat und gebe ihnen Flyer. Sie schauen sie sich an, diskutieren und meinen dann, dass sie für dieses Anspruchsdenken kein Verständnis habe. Auch meinen Einwand, dass es ja nur um eine kleine Zahl von Menschen gehe, die für eine solche Sportprothesenversorgung in Fragen kämen, lassen sie nicht gelten. Aus ihrer Sicht wäre schon eine Versorgung, wie sie Sigrun aktuell hat, eine Überversorgung, die gefälligst nicht zu Lasten der Allgemeinheit gehen dürfe. Auch mit Inklusion haben die Herrschaften nichts am Hut: “Bringt alles nur Ärger…”, so die resignierende Aussage einer Dame. “Was die Behinderten meinen, sich herausnehmemn zu dürfen, wäre in vielen Fällen unverschämt, und wenn man als Nichtbehinderter dann etwas dagegen sage, stünde man sofort wegen Mobbing am Pranger.” Ich kann diese Argumente nicht entkräften, und meine Gegenargumente prallen ab, wie Wassertropfen an einer Glasscheibe. Schließlich wird es Zeit, meinen Weg fortzusetzen…
Vorbei an wunderschönen Rosenstöcken und herrlich restaurierten alten Häusern begebe ich mich auf das letzte Stücke meiner Tour zum Kloster Amelungsborn.
Gegen 18.00 Uhr erreiche ich schließlich Kloster Amelungsborn mit seiner schlichten Klosterkirche. Nach dem Einchecken und Erfrischen nehme ich mir die Zeit, und genieße die Ruhe in der Klosterkirche.
Ein langer Weg mit fast 60 km ist zu einem glücklichen Ende gekommen.
Die Strecke war anspruchsvoll, doch ich habe sie gut bewältigen können. Morgen geht es dann von Kloster Amelungsborn über Holzminden und Höxter nach Brakel, wo ich am Abend übernachten will.
Aber jetzt geht’s erst einmal einmal unter die Dusche und dann ins Bett …
Natürlich freue ich mich über Eure Anmerkungen und Kommentare. Haut in die Tasten und los …
Hallo Matthias, ich finde den Auftitt in der Eisdiele beschämend. Das sieht man eigentlich, was Behinderte in unserer Gesellschaft wert sind. Gib nicht auf, zieh es durch. Bin in Gedanken bei dir.